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POLITIK: Der Staat versagt

Ausländische Einbrecherbanden terrorisieren Deutschland. Die Zahl der Fälle steigt dramatisch, die Aufklärungsquote ist miserabel. Bürger und Polizei fühlen sich im Stich gelassen. Wird der Schutz des Eigentums zur Privatsache?
Es ist längst ein Ritual geworden. Jeden Freitag, wenn der Unternehmer Daniel S. seinen Betrieb abgeschlossen hat, fährt er abends in sein Einfamilienhaus im brandenburgischen Bleyen-Genschmar.
 
Daniel S. isst zu Abend, spielt mit seiner Tochter und schläft ein bisschen. Denn um 22 Uhr beginnt sein zweiter Job. Auf dem Küchentisch stehen dafür eine Thermoskanne mit Tee und ein paar Stullen bereit. Proviant für eine lange Nacht.
 
Auf Patrouille gegen Einbrecher
Daniel S., der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, übernimmt in seinem Wohnort eine Aufgabe, für die eigentlich die Polizei zuständig ist: Er schützt seine Mitbürger vor Einbrechern und Dieben.
 
Bleyen-Genschmar, das 500- Seelen-Dorf an der Grenze zu Polen, steht für einen beängstigenden Trend: Hier im märkischen Oderland hat der Staat vor Einbrechern längst kapituliert. Anderswo steht er kurz davor.
 
Die Zahl der Einbrüche ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht. „Alarmierend“ hoch, sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Deutschlandweit registrierten die Behörden im vorigen Jahr 149 500 Einbrüche, 31 Prozent mehr als noch 2009. Einige Flächenländer verzeichneten deutlich stärkere Zuwächse - Baden-Württemberg (plus 52 Prozent), Bayern (plus 41 Prozent), Niedersachsen (plus 40 Prozent).
 
"Die Einbruchzahl wird noch einmal steigen"
Die nächste Welle rollt bereits. „In der dunklen Jahreszeit werden die Einbruchszahlen noch einmal deutlich steigen“, vermutet André Schulz, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Die Dämmerung verschafft Übeltätern willkommene Deckung.
 
Im Schnitt wird nur jede sechste Tat aufgeklärt - 15,5 Prozent sind eine äußerst magere Quote. In manchen Großstädten, zum Beispiel in Köln, klären die Beamten noch nicht einmal jeden zehnten Fall. Und während die Täter vielfach immer professioneller agieren, fehlen der Polizei Mittel und Schlagkraft, um wirksam dagegenzuhalten.
 
Viele finden, der Staat unternimmt zu wenig
„Der Staat kommt seiner ureigenen Aufgabe nicht mehr nach, den Bürger vor Einbrechern zu schützen“, sagt Egbert Bülles, ehedem Oberstaatsanwalt in Köln. BDK-Mann Schulz geht noch weiter und spricht von „Politikversagen“. Nur 35 Prozent der Deutschen sind nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage der Ansicht, der Staat unternehme genug, um Einbrüche zu verhindern. In Berlin (25 Prozent), Bayern (29) und Baden-Württemberg (30) teilen sogar noch deutlich weniger Befragte diese Meinung.
 
„Der Staat duckt sich vor drastisch steigenden Einbruchszahlen weg“, poltert Jürgen Hennemann, Fachanwalt für Versicherungsrecht. Er hat täglich mit Einbruchsopfern zu tun und hilft ihnen, wenigstens einen Teil des Schadens ersetzt zu bekommen.
 
27-mal beklaut
Das brandenburgische Bleyen-Genschmar entwickelte sich zu einem Dorado für Gangster, nachdem die Schlagbäume gefallen waren. „Das Leben war zeitweise ein Horror“, erinnert sich Daniel S. Fast täglich sickerten Diebe über die Grenze. Einem Landwirt stahlen sie zwei Traktoren aus der Scheune. Ein Fischer wurde 27-mal beklaut. Gesamtschaden: 30.000 Euro.
 
Heute liegt die Zahl der Einbrüche nahe null. Und das nur, weil die Bürger zur Selbsthilfe schreiten, ähnlich wie in anderen Regionen. Seit August vorigen Jahres gibt es die „Sicherheitspartner Bleyen-Genschmar“, einen Trupp von 15 Freiwilligen aus dem Dorf. Streng nach Dienstplan läuft jede Nacht ein Zweier- oder Dreierteam Streife. Das Land Brandenburg zahlt 25,56 Euro pro Mann und Monat. „Eine sicherheitspolitische Bankrotterklärung“, schimpft Daniel S.
 
Alle dreieinhalb Minuten schlagen Einbrecher in Deutschland zu. Sie hebeln Terrassentüren aus den Angeln oder stemmen Fenster auf, um in fremde Wohnungen zu steigen. Niemand ist davor sicher. „In jedem Haus in Deutschland ist für Einbrecher etwas zu holen“, mahnt BDK-Chef Schulz. Dass Täter nur bei Reichen einbrechen, ist ein Trugschluss.
 
Katrin C. (Name von der Redaktion geändert) musste das leidvoll erfahren. Die 44-jährige Steuerberaterin lebt allein in einer Wohnung in der Münchner City, zweiter Stock, insgesamt zwölf Parteien. Als sie von einer Reise zurückkehrte, war ihr Schlafzimmer zerwühlt, Fremde hatten alle Schubladen ausgekippt. Vor der Polizei stammelte C. immer wieder: „Wer hat etwas gegen mich?“ Am Ende fehlten etwas mehr als 200 Euro Bargeld, sonst nichts. Die Beamten konnten die Frau beruhigen. Sie sei ein reines Zufallsopfer.
 
FOCUS

20.10.2014

Überdurchschnittlich hohe Einbruchstatistik bei niedriger Aufklärungsquote

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2013 ist Anfang Juni veröffentlicht worden: Während die Großstädte Frankfurt am Main, Köln, Berlin, Düsseldorf und Hannover erwartungsgemäß hohe Kriminalitätsraten aufweisen, überraschen die Spitzenpositionen von Bonn (1.747 Fälle) und Aachen (1.242 Fälle) bei Wohnungseinbrüchen im Vergleich aller Städte über 200.000 Einwohner. Darüber hinaus sorgen erschreckend niedrige Aufklärungsquoten dieser Delikte (Bundesgebiet 15,5 %) für Unsicherheit in der Bevölkerung. Wenn also Sicherheitstechnik und Strafverfolgung in solchem Ausmaß versagen, sind alternative Lösungen längst überfällig. Mit dem Konzept der so genannten Live-Täteransprache bietet Protection One einen ebenso innovativen wie erfolgreichen Weg zur unmittelbaren Intervention bei Einbrüchen an.
 
Die jüngst veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik 2013 dokumentiert zwölf von 16 Bundesländern eine kontinuierlich gestiegene Zahl an Wohnungseinbrüchen sowie bundesweit eine nach wie vor hohe Diebstahlquote in gewerblichen Bereichen. So mussten im Vorjahr selbst in Bonn 1.747 Wohnungseinbrüche zu Protokoll genommen werden. Damit liegt der ehemalige Regierungssitz sogar auf Platz eins aller bundesdeutschen Städte im Hinblick auf die Häufigkeit pro 100.000 Einwohner. Einbruchdiebstähle in Verwaltungs-, Werkstatt- oder Produktionsbereichen werden bundesweit mit 93.990 Fällen beziffert. Neben dem Verlust des eigenen Hab und Gutes haben die Opfer häufig psychische, organisatorische und nicht selten auch betriebswirtschaftliche Schäden zum Beispiel durch Produktionsausfälle. Diese ohnehin schon bittere Bilanz wird noch durch die niedrigen Aufklärungsquoten von bundesweit 15,5 Prozent bei Wohnungsdiebstahl beziehungsweise 19,8 Prozent bei Gewerbediebstahl getoppt. Während also einerseits Videokameras, Schließsysteme, Wachdienste, Fensterbolzen, Türriegel & Co. in letzter Konsequenz versagen, verschärfen die schwachen Ermittlungsergebnisse der staatlichen Ordnungshüter noch diese unbefriedigende Situation.
 
So liegt der Schluss nahe, die bisherigen Denkweisen und Maßnahmen kritisch zu hinterfragen und nach Alternativen Ausschau zu halten. Denn was nützen mechanische Sicherheitsmaßnahmen wie Tür- und Fensterverriegelungen, wenn gewiefte Profis diese innerhalb weniger Minuten aushebeln können? Was bringen Videoaufzeichnungen, die vermummte Eindringlinge mit der ergatterten Beute zeigen, welche aber laut Kriminalstatistik in den meisten Fällen auf nimmer Wiedersehen verschwindet?
 
Das in bundesweit agierende Unternehmen Protection One hat als Pionier innerhalb der Sicherheitsbranche ein Konzept entwickelt, das auf einer frühzeitigen, außergewöhnlichen und nicht zuletzt deshalb effektiven Störung der Täter basiert. Dreh- und Angelpunkt dieses Systems ist eine 24 Stunden-Live-Überwachung durch Bewegungsmelder in Kombination mit einem besonderen Reaktions-Service im Alarmfall. Denn mit Hilfe einer akustischen oder auf Wunsch des Kunden auch visuellen Verbindung in das zu überwachende Objekt spricht das geschulte Fachpersonal des Unternehmens die Auslöser des Alarms direkt und sehr vehement über Lautsprecher an. Die unvermittelte, persönliche Ansprache ist meist überraschend, nicht einschätzbar und wirft bei den Gaunern verunsichernde Fragen auf: Ist Sicherheitspersonal auf dem Gelände? Die Polizei bereits unterwegs? Die Flucht noch möglich? ...
 
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28.07.2014
 
 
Leitartikel zu Einbruchstatistik
 
Ravensburg (ots) - Es gibt nichts zu beschönigen. Der starke Anstieg der Wohnungseinbrüche in Deutschland beunruhigt - erst recht in Baden-Württemberg. Das Plus von 32 Prozent im vergangenen Jahr im Südwesten ist alarmierend. Die geringe Aufklärungsquote gehört zudem nicht zu den vertrauensbildenden Maßnahmen.
 
Vergessen wird in der aktuellen Diskussion, dass Deutschland Mitte der 90er-Jahre viel unsicherer war. Aber mit der Angst davor, entweder im Schlaf von Einbrechern überrascht zu werden oder eine aufgebrochene Wohnung vorzufinden, lässt sich Stimmung machen. Kriminologen beschreiben zwar den Durchschnittseinbrecher als "jung, männlich und drogenabhängig". Einen gefährlichen Zungenschlag aber bekommt die Debatte, weil deutlich mehr osteuropäische Tatverdächtige geschnappt werden. Aber Achtung vor Fehlschlüssen. Nicht die gestiegene Zuwanderung treibt die Zahlen nach oben. Vielmehr arbeiten gut organisierte Banden aus diesen Regionen Bestellungen ab. Im reichen Deutschland finden sie besonders häufig die begehrte Ware - neben Geld vor allem leichte, aber teure Gegenstände.
 
Beruhigen kann die Politik die Bürger dann, wenn sie deutlich auf die Herausforderung reagiert. Mehr Streifen und damit mehr Personal vor Ort, Fahndungsschwerpunkte an Autobahnen und ausreichend Mittel dafür, mehr DNA-Spuren als früher sicherzustellen, fallen darunter. Profis muss mit Professionalität und nicht mit Emotionalität begegnet werden. Erst recht nicht darf der Schutz des Eigentums zur Privatsache erklärt und an zivile Sicherheitsdienste übertragen werden.
 
Wenn es eine Bürgerpflicht bei diesem Thema gibt, dann heißt diese Wachsamkeit. Häufig wird die Polizei zu spät alarmiert. Das erschwert die Aufklärung. Wohnungen und Häuser können zudem immer besser auch baulich geschützt werden. Bei mehr als 40 Prozent der 2013 in Baden-Württemberg gemeldeten Einbrüche blieb es beim Versuch. Zur Abschreckung bedarf es nicht automatisch einer Uniform.
 
Schwäbische Zeitung
15.05.2014

 

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